Tiere und Pflanzen boten für den Menschen die frühesten Möglichkeiten, Textilien herzustellen. Wer als erster darauf kam, aus Naturmaterialien Stoffe oder Matten herzustellen, ist im Dunkel der Geschichte verloren gegangen. Vorstellbar bleibt aber, dass Menschen nach dem Erlegen eines Tieres das Fell zu nutzen wussten. Um es als Bekleidung attraktiver zu gestalten, musste man es bearbeiten lernen. Indianer kauten das Leder, bis es weich wurde. Man konnte solche Materialien auch schlagen, schaben, mit Beerensaft beizen oder bürsten, um sie weicher zu machen.
Der nächste Schritt war, tierische Fasern zur Herstellung von Stoffen zu nutzen. Die Wolle mancher Tiere bot sich eher an als die anderer. Das Schaf wurde einer der wichtigsten Produzenten von Wolle. Man hielt ganze Herden, um an das begehrte und vielseitig verwendbare Material zu kommen.
Wärmende Textilien konnte man aber auch aus der Wolle anderer Tierarten herstellen – zum Beispiel vom Lama, dem Kamel, Kaninchen oder der Kaschmirziege. Eine besondere Rolle spielte der Kokon der Seidenraupe in der Menschheitsgeschichte. Nachdem man in China entdeckt hatte, dass sich daraus ein besonders feiner Faden spinnen ließ, nahm die Seidenherstellung ihren Beginn. Damit entstand eine geheime Industrie, deren Produkte nur den Königen und Kaisern gegönnt wurden. Seide war damals unbezahlbar. Sie wurde später ein erfolgreiches Produkt im Karawanenhandel und gab den unterschiedlichen Seidenstraßen Asiens ihren Namen. Kein Wunder, dass man versuchte, den Chinesen die Monopolstellung abzujagen. Dies gelang auch. Später wurde auch das Verfahren der Seidenherstellung industrialisiert.
Ohne tierische Rohstoffe wäre die Geschichte der Textilen nicht denkbar. Was die Baumwolle unter den pflanzlichen Rohstoffen bedeutet, ist die Wolle unter den tierischen Ausgangsmaterialien. Ihre Eigenschaften prädestinieren sie auch heute noch, genutzt zu werden. Auch der Siegeszug der synthetischen oder Chemiefasern konnte Wolle oder Seide nicht vom Markt verdrängen. Viele Menschen schätzen die speziellen Eigenschaften dieser Materialien. Tierische Fasern haben eine geringe Knitterneigung, weil sie eine natürliche Elastizität besitzen. Im Unterschied zu Chemiefasern oder synthetischen Fasern sind tierische Fasern saugfähig und besitzen ein gutes Wärmerückhaltevermögen. Letzteres entsteht durch die Luft, die durch die Fasern umhüllt und festgehalten wird. Wolle und Seide haben ein Temperatur ausgleichendes Verhalten und sind von Natur aus atmungsaktiv.