Leinen wird aus der Pflanzenart Echter Lein (lat. Linum usitatissimum) gewonnen. Diese Fasern sind auch bekannt unter dem Namen Flachs. Lein zeichnet sich dadurch aus, dass es bereits bei konventionellem Anbau weniger Pestizide und Dünger benötigt als der Anbau von Baumwolle. Moderner Faserflachs braucht beim Anbau zwar keine moderne Technik, jedoch ist er aufwändig und aus diesem Grund kostenintensiv.
Verbreitung und Verarbeitung
Wie auch in Amerika und anderen Ländern Europas, wurde in Deutschland das Leinen im 19. Jahrhundert von der Baumwolle als wichtigste Textilfaser verdrängt. Doch als das Land während des Zweiten Weltkriegs von Baumwollimporten abgeschnitten war, wurde der heimische Anbau wieder forciert. Langsam erlebt Leinen als Naturstoff ein modisches Comeback, vorwiegend im Bereich der Öko-Textilien ist es sehr gefragt.
In China und Osteuropa, wo der Lein heutzutage hauptsächlich angebaut wird, werden die Fasern häufig durch die so genannte „Wasserröste“ von den restlichen Pflanzenbestandteilen gereinigt. Dazu werden die Flachspflanzen, die aus dem Boden gezogen wurden, in Bündeln für einige Zeit in Wasser gelegt. Dabei entstehen jedoch giftige Abwässer. Bei ökologisch hergestelltem Leinen wird die so genannte „Tauröste“ angewandt, allerdings hängt diese stark von der Witterung ab.
Eigenschaften
Da naturbelassener Leinenstoff sich relativ schwer färben lässt, wird er häufig gebleicht. Nur Textilien, die zu 100 Prozent aus Leinen bestehen, dürfen die Bezeichnung „Reinleinen“ tragen. Bett- und Tischwäsche wird häufig daraus gefertigt, während in Kleidungsstücken Leinen oft zusammen mit Baumwolle verarbeitet wird. Hat dieser Stoff einen Leinenanteil von mindestens 40 Prozent, so wird er Halbleinen genannt.
Zwar nimmt Leinen Feuchtigkeit sehr gut auf, dabei isoliert er jedoch eher schlecht. Aus diesem Grund bietet es sich hauptsächlich für Sommerkleidung an. Da die Leinenfasern sehr reißfest sind, sind Textilien aus Leinen sehr strapazierfähig, dabei jedoch unelastisch. Weil sie leicht knittern, sind sie schwer zu bügeln und bei Reibung kommt es schnell zu aufgescheuerten und aufgehellten Stellen.
Darüber hinaus bildet Leinen anders als Wolle keine Flusen, weshalb es sich sehr gut für Geschirrtücher eignet. Leinentextilien vertragen beim Waschen und auch beim Bügeln hohe Temperaturen. Leinenfasern eignen sich aber ebenso als Dämmmaterial und sie sind ein guter Ersatz für Asbestfasern. Auch Bucheinbände werden aus Leinen gefertigt.